Quarantäne im November 2021
Was ein verrückter Monat. Auch wenn er noch nicht vorbei ist während ich diese Zeilen schreibe aber alleine der Start in den November hatte etwas richtig Surreales. Eigentlich kam die Nachricht schon am einunddreißigsten Oktober: COVID-19 positiv! Ich hatte mir vorher nie Gedanken gemacht, was es bedeuten würde und nun wurde ich mit der Realität konfrontiert. Martina hatte Sonntag Morgen einen positiven Test und auch Symptome, die nicht von der Hand zu weisen waren. Im Kopf setze bei mir sofort der Notfallmodus ein: Absonderung ins Schlafzimmer. Kinder testen, mich testen, Dinge säubern, die sie noch angefasst hatte, Lüftungsanlage eine Stufe höher drehen, atmen und den Kids gegenüber Ruhe ausstrahlen. – – Zum großen Glück waren wir drei negativ. Dennoch meine Eltern informiert, dass diese sich auch testen. Mit den Kindern reden, was passiert ist und was dies für uns bedeutet, auch wenn ich das selbst noch gar nicht richtig kapiert habe. Ja, was bedeutet das eigentlich für uns, wo bekommt man die Infos her. Aber Martina hatte ja jetzt erstmal viel Zeit das herauszufinden. Auf die Schnelle hatte ich ihr noch ein WLAN eingerichtet, denn die Schlafzimmer sind bei uns eher in dem nicht versorgten Bereich. Später am Vormittag durfte sie dann noch den offiziellen positiven Test im Testzentrum machen und wurde gleich zum PCR Test am Montag eingeladen. Die Kinder und ich traten Nachmittags die Flucht nach vorne an und wanderten eine Runde an der frischen Luft durch den Gernsheimer Wald. Am Montag standen dann die ersten Herausforderungen an. Zum Glück hatte ich einen Tag mit wenig Terminen und konnte #WorkLifeBalance Style vieles abfangen, denn die Kinder durften auch nicht in den Kindergarten. Den Spagat zwischen Frau in Absonderung (komplett alleine in einem Zimmer), Kinder auch zu Hause (ohne die Mama besuchen zu dürfen – nur mit beiderseitigen Masken zwei Meter entfernt vor der Tür stehend) und trotzdem so ein paar Dinge erledigen zu müssen, kostet einiges an Kraft. Vor allem weil in meinem Kopf immer das Männlein nagt, so viel Normalität wie möglich zu schaffen. Zum Abendessen hatten wir dann aber die Mama wieder am Tisch, wenn auch nur virtuell, Video Calls im eigenen WLAN funktionieren ganz gut und kann ich in solchen Situationen nur empfehlen. Jeden zweiten Tag standen nun Tests an, vielen lieben Dank an Heike, die die Kids mit Rachenabstrichen getestet hat, denn der Papa mit seinen Nasenstäbchen war da weniger beliebt. Freitags Nachmittags kam nun auch die Post vom Gesundheitsamt mit den Informationen, was wir die Woche über alles durften und nicht durften. Martina musste also vierzehn Tage zu Hause bleiben, egal wann welcher Test negativ meldet (was nach gut einer Woche schon wieder der Fall war). Die Kinder mussten zehn Tage in Absonderung, konnten sich aber nach sieben durch einen negativen Test (offizieller Schnelltest im Testzentrum) freitesten. Diese Maßnahme griff, weil sie ja nicht geimpft sind mit ihren sechs Jahren. Für mich als Geimpfter galten keine Einschränkungen, ich hatte nicht einmal die Verpflichtung mich überhaupt testen zu lassen. Im Übrigen, die Corona Warn App funktioniert richtig gut. Am Dienstag kam das positive Ergebnis des PCR Test, welches wir zuvor gescannt hatten und sobald dies bei Martina auf ihrer App eintraf, erschien auch bei mir die Warnung. Klar, unsere Handys liegen ja auch quasi mehr als die Hälfte des Tages direkt nebeneinander. Aber auch Freunde, die Martina in der Woche davor getroffen hatte, wurden darüber direkt informiert.
Die zweite Woche Quarantäne war dann aber noch anstrengender. Die Kinder einfach zu Hause zu haben, sie mit Knete, Bügelperlen, Buntstiften und Kleber zu beschäftigen, ab und an mal ein Hörspiel anzumachen, war leichter als sie durch ihre Termine zu jonglieren. Aufstehen, Arbeiten, Kinder Aufstehen, Frühstück, Anziehen, Kindergarten, Arbeiten, Kindergarten Abholen, Eselgruppe, Jungsturnen, Abendessen. Termine, die man sich normalerweise teilt und nun plötzlich von einem erledigt werden. Dazwischen viele Fragen, Aufregung, weil alles anders ist und trotzdem wieder versuchen den Rhythmus so beizubehalten, dass das Gefühl der Normalität nicht ganz verloren geht. So wie am Martinsfest, welches dieses Jahr an der Kirche stattfand – ohne Umzug, die Kinder, die sich sonst den Tag über im Kindergarten sehen, könnten ja an der frischen Luft nebeneinander laufen. Allerdings ohne Mama, denn die durfte ja das Haus noch nicht verlassen. Aber wir haben sie mit Fotos und Videos von unseren ganzen Ausflügen immer live versorgt. Und unseren Martinsumzug haben wir dann eben nur zu dritt gemacht, als wir laut Lieder schmetternd Durch die Straßen auf und nieder nach Hause gelaufen sind. Freitag stand dann die Hühnerausstellung im Faselstall an. Die Kinder halfen mir unsere drei Hähne und Hennen einzufangen, etwas sauber zu machen und in den Transportkorb zu packen. Mit dem Bollerwagen haben wir sie dann in die Ortsmitte gebracht und dort in ihre Voliere eingesetzt. Mit Spannung und vielen Fragen haben wir den anderen Züchtern zugeschaut, die ihre Tauben und großen Hühner in einzelne Käfige packten und ich habe noch einmal erklärt, warum wir das nicht tun. Endlich Sonntag, endlich zwei Wochen rum und mit dem offiziellen Test auch endlich wieder eine Ende der Quarantäne. Das nutzen wir für einen gemeinsamen Spaziergang am Alsbacher Schloss mit dem Besuch des Turms dort. Im Wald haben wir jede Menge toller Sachen gefunden und wieder ein Stück Freiheit atmen können.
Die Freiheit des Einzelnen endet ja bekanntlich dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt. Für mich in der aktuellen Situation eine der wichtigsten Aspekte, wenn es um das Thema Impfung und Impfpflicht geht. Seit diesen zwei Wochen hat sich meine Sicht etwas mehr radikalisiert. Ich kann es langsam nicht mehr ertragen, dass sich Wenige der Lösung so verweigern und diejenigen, die seit Monaten alles tun, um zur Lösung beizutragen, in eine Ecke stellen. Ich werde es nicht akzeptieren, der Böse zu sein, der angeblich das Land spaltet. Wenn eine dreiviertel Mehrheit in einer Demokratie existiert, wie kann es sein, dass das übrige Viertel so eine Macht ausüben kann? Wovor hat man denn Angst eine Pflicht zur Impfung auszurufen? Ich bin echt froh, dass ich meine Wut daraus in Kraft zum Laufen umwandeln kann. Trotz dem Knick, den mir die kleine Erkältung eingebracht hat, bin ich mit den Gesamtkilometern im November mehr als zufrieden. Knapp über 300 Kilometer, wenn ich das im Dezember auch noch einmal schaffe, dann habe ich die 4.000 Jahreskilometer geknackt. Nächstes Jahr wird es vermutlich wieder etwas ruhiger, da werde ich meinen Fokus wieder auf den einen oder anderen Marathon und Volksläufe hier in der Gegend legen.
Geburtstage fallen dieses Jahr eben mal wieder kleiner aus, es wird Zeit, dass sich was ändert! Auch wir wollen mal wieder richtig groß feiern. Auch wir wollen mal wieder die Sau raus lassen und mit allen Freunden und Bekannten eine Party feiern. Hoffen wir mal, dass es 2022 im Sommer wieder möglich sein wird. Und so haben wir dieses Jahr auch wieder im ganz kleinen Kreis die Geburtstage im November hinter uns gebracht. Immerhin gab es viel leckeren Kuchen! Und es gab Plätzchen. Ich habe mich mit den Kids mal alleine in das Abenteuer Backen geworfen und es hat richtig toll geklappt. Angefangen haben wir mit Butterplätzchen zum ausstechen und anschließend dekorieren. Und auch wenn die Geduld etwas am Ende war, haben wir noch ein Blech mit leckeren Vanillekipferl gebacken. Geschmacklich total toll, an den Formen arbeiten wir noch etwas. Aber immerhin haben es die Kids ganz alleine gemacht. Irgendwie machen die beiden im Moment ganz viel alleine. Ich finde das eine sehr tolle Entwicklung und bin richtig stolz auf unsere beiden. Es ist zwar an einigen Stellen mit etwas mehr Zeit beim Lernen verbunden, aber gerade in den Situationen wie ein #TeamHomeOffice wenn einer oder beide zu Hause bei mir bleiben während ich zu 90% normal weiter arbeiten kann, zahlt sich diese Investition voll aus. Selbständiges Suchen von Aufgaben, die sich zwar nicht immer auf den ersten Blick erschließen, aber wenn man sie machen lässt, in einem Spiel resultieren, welches sie richtig lange und sinnvoll beschäftigt. Dabei bringen sie an vielen Stellen eine Kreativität an den Tag, die richtig Laune macht. Aber richtig, dafür muss man in den Zeiten, in denen man dann nur für sie da ist, auch einiges investieren und das eine oder andere Mal im Nachhinein auch etwas mehr aufräumen.
Ich bin schon gespannt, was uns zum Jahresende alles noch erwartet. Man denkt ja manchmal, dass es nicht schlimmer kommen kann. Aber daran glaube ich nicht mehr. Schlimmer geht immer. Und gerade die aktuellen Situationen zeigen einem quasi täglich was alles passieren kann. Kopf oben halten, weiter schwimmen. Bis zum nächsten Mal! Bleibt gesund! Dann werde ich euch auch berichten können, wie es mit meiner #Spendenaktion ausgegangen ist. Bis heute habe ich 778€ gesammelt und bin meinem Ziel von 1.000€ schon sehr nahe.
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