Projekt Hühnerstall
Bereits seit Monaten habe ich immer wieder mit dem Gedanken gespielt, einen Hühnerstall selbst zu bauen. Einen Stall, in welchen man rein gehen kann. Einen Stall, ähnlich wie er früher hier schon einmal auf dem Grundstück stand und welchen ich eigentlich nur leer und halb zerfallen als Schuppen für Gerümpel kannte. Mit Fenstern und einer großen Tür. Als wir uns Ende 2019 dann entschieden hatten, dass unsere Fichte weg kommt, war endlich Platz im Garten für das Projekt.
Es galt quasi nur den Platz komplett frei zu räumen, die Stämme zum Spalten in die Lagerhalle bringen und die Wurzeln auszugraben. Rund vierzig Quadratmeter Boden gut fünfzig Zentimeter tief umgraben, Stück für Stück die dicken Dinger raushacken und danach wieder verfüllen.
Grundsteine
Im nächsten Schritt ein paar Gedanken machen, wie die Fläche drumherum aussehen soll, Randsteine mit vierzig Kilogramm Gewicht einbetonieren und den Boden verdichten. Vielen Dank an Peter, der gerade zu dem Zeitpunkt ebenfalls ein paar Gartenprojekte in Angriff genommen hatte und – weil man wegen Corona keine Geräte leihen konnte – eine Rüttelplatte gekauft und mir geliehen hat. Und auch danke für den Tipp, die Pflastersteine über Kleinanzeigen zu besorgen, das war zwar etwas mehr Aufwand, weil ich mit Auto und Anhänger in Zwingenberg und Langwaden war, hat sich aber voll gelohnt. Mit dem Setzen der Randsteine, habe ich auch gleich neunzig Zentimeter tiefe Bodenhülsen einbetoniert, die später für die Grundpfeiler des Hauses dienen sollen. Hier hatte ich mit dem Freilauf bereits gute Erfahrungen gemacht. Hierbei habe ich noch ein paar Wurzeln gefunden, die ich ausbuddeln musste. Nachdem dann der Boden verdichtet war und ich die drei Kubikmeter Verlegekies mit der Schubkarre quer durch den Garten geschoben und mittels Wasserwaage und Latten fallend und gerade abgezogen hatte, ging es recht schnell. Das Pflaster im Muster einsetzen und bedingt durch die Schrägen jeden vierten Stein entsprechend zuschneiden und schon war nach einem Tag das erste Drittel fertig. Mit den anderen Steinen funktionierte es ähnlich und die farbliche Abgrenzung der Bereiche sieht in etwa so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Nun noch mit der Rüttelplatte alles gut abrütteln und den knappen Zentimeter runter bringen bis der Rand passt. Alles richtig gemacht. Fugen mit Kies und Sand auffüllen. Fertig ist der Platz vor dem Stall.
Das Haus
Nun dachte ich mir ein wenig aus, wie das Häuschen so sein sollte, welches Dach drauf kommt, wie die Wände innen und außen sein sollen und klapperte verschiedene Holzhandlungen ab. Eine meldete sich tatsächlich und konnte dann auch bereits nach wenigen Tagen die rund neunhundert Kilogramm an Holzbalken, Brettern und OSB Platten liefern. Also ran an die Grundkonstruktion und die sechs Pfeiler mit Balken verbinden. Ok, vorher noch den alten Freilauf entfernen, aber so eine Kleinigkeit fällt bei der Größe des Projektes irgendwie gar nicht mehr ins Gewicht. Wieder einmal Wurzeln gefunden und ausgebuddelt. Winkel sägen und sowohl die Fenster, Türen und Zugang zum Freilauf einplanen und offen lassen. Dachschräge berücksichtigen und die Balken richtig fest machen. So langsam kann man die Dimensionen abschätzen und es wird groß. Ein wenig später folgen dann die Bretter, um auf dem Dach die Schindeln ordentlich drauf zu bekommen. Insgesamt viereinhalb Meter lange Bretter wurden auf die Grundbalken geschraubt. Vorbereitung für die Regenrinne anschrauben. Weiter geht es auf dem Dach nicht, da das Wetter nicht mitspielt und ich auf die feuchten Bretter keine Schindeln nageln möchte. Zeit die Außenseiten des Hauses mit der Lärche zu umbauen. Hier hat es sich richtig bezahlt gemacht, die A-Sortierung zu nehmen, Nut und Feder passen einfach zusammen, kein Brett ist verzogen und man sägt und schraubt einfach im Akkord. Bei den Fenstern und der Tür am zweiten und dritten Tag musste dann ein wenig gebastelt werden. Bereits bei den Grundbalken hatte ich ja das erste Mal mit Fugen und Winkeln gearbeitet, so dass die Glasscheibe aus einem alten Schrank direkt in die Balken eingelassen ist. Auch die Bretter um das Fenster exakt und auf Winkel zu schneiden, kostet Zeit, sieht aber im Ergebnis einfach nur Klasse aus und macht es dann auch richtig einfach dies Wasserdicht mit einem eingeschrägten Brett abzuschließen. Ähnlich funktioniert auch die Tür mit einem nach innen verlegten Riegel und einer Glasscheibe. An den Giebelseiten musste ich dann auch noch die Schräge der Dachfläche berücksichtigen, damit es an den Brettern des Daches dicht wird und unten an der Bodenkante einen sauberen Abschluss gibt. Das Wetter wird besser und für drei Tage trocken, also rauf auf das Dach und bei strahlendem Sonnenschein die Bitumenschindeln aufnageln. Auch das habe ich zum ersten Mal gemacht, ist aber irgendwie recht einfach. Ein gutes Messer sollte man haben und ich hätte vermutlich trotz der Hitze mit langen Ärmeln arbeiten sollen. So habe ich mir ein wenig die Arme und Hände an den heißen Schindeln verbrannt, die sich dadurch aber auch binnen weniger Stunden miteinander verklebt hatten. Am dritten Tag folgt dann noch das Aufnageln der Schindeln auf dem First. Dank dem guten Tipp des Nachbarn Fall blos nicht runter! ist mir auch nichts passiert. Nun sollte es innen trocken bleiben. Fertig!
Der Innenausbau
Oder auch nicht. Weiter geht es im Innenbereich. Die Verkabelung der Schalter, des Lichts und des Rolladen einbringen und im Anschluss die OSB Platten zurechtschneiden und innen auf die Balken aufbringen. Gut, dass ich bei dem Grundgerüst so penibel mit den Winkeln und Abständen war, sonst wäre ich vermutlich verzweifelt, denn an der einen Stelle, an der es irgendwie nicht ganz stimmte, habe ich mehrfach zurechtschneiden müssen und das hat sehr viel Zeit gekostet. Jetzt nur noch die Fugen mit Gips entsprechend zu machen und alles sauber abschleifen. Als nächstes folgt das Kotbrett, welches über die komplette Länge des Stall am Fenster entlang montiert wird, nochmal alles abschleifen und dann kommt die erste Farbe drauf. Parallel dazu wird Leiter gebaut und der elektrische Rolladen gesäubert. Sitzstangen ausmessen und aus den Latten des alten Freilauf zurechtschneiden, verleimen und lackieren. Nachdem der zweite Anstrich der OSB Platten trocken ist, Schalter montieren, Rolladen und Sitzstange ausrichten. Im Anschluss habe ich an der Giebelseite zum neuen Freilauf zwei Lüftungslöcher gebohrt und mit Gitter verschlossen. Die Kinder halfen mir dann beim nächsten Schritt, der Kies aus ihrem Sandkasten dient nun zum Teil als Bodenbelag im Innenbereich, der direkt auf den zehn Zentimeter dicken Estrich aufgetragen wird. Mit Schubkarre und Sieb helfen beide ordentlich mit. Einen weiteren Tag später ist dann auch die Dachrinne montiert und der Freilauf im Aussenbereich vergittert. Was fehlt? Richtig, ein oder besser gesagt mehrere Legenester. Diese kommen auf den Boden. Hier hatte ich mir ein wenig zu viel vorgenommen und wollte die ultimative Lösung mit einem Auszug der Nester als eine Art Schublade. Leider hatte ich mich hier mit Zeit und Aufwand ein wenig überschätzt und musste kurzfristig noch einmal auf eine Quick and Dirty Lösung schwenken. Mal schauen, wenn im Laufe der Zeit die Arbeit ausgeht, werde ich hier sicherlich noch eine schönere Lösung bauen. Bis dahin gefällt den Hennen die beiden Nester und die ersten Eier liegen bereits am gleichen Tag schon drin. Vielleicht lag es auch daran, dass die Kinder ihnen dies auch sehr deutlich gezeigt haben.
Der Umzug
Nach fast einer Woche haben wir nun den alten Stall zu gemacht und die Hühner abends in den neuen Stall getrieben. Wie nicht anders zu erwarten gab es ordentlich Tumult auf und unter der Stange. Aber noch vor dem Sonnenuntergang saßen alle an ihrem Platz und machten die Augen zu. Einen weiteren Tag später wurde dann der alte Stall geteilt und abtransportiert, er wird zukünftig auf Rollen stehen und für ein mobiles Heim herhalten. Dann nur noch die Bodenplatte entfernen. Hier hatte ich irgendwie vergessen, dass ich zwei sechzig Zentimeter Punktfundamente gegossen hatte und diese mit einer Stahlbetonplatte überdeckte. Gut eine Stunde habe ich mit dem zehn Kilo Hammer und Spitzhacke das Ding bearbeitet bis die Platte kaputt und der Stahl freigelegt war. Zum Glück konnte ich es direkt auf dem Anhänger zur Schuttablage fahren. Feinarbeit zum Schluss. Wir haben noch ein paar Granitsteine geschenkt bekommen, die wir nun als Insektenburg und Kletterberg für die Hühner ins Freigehege bauen, darum Erde auffüllen und demnächst Rasen sähen. Mit den Kindern zusammen, haben wir dann am Wochenende noch den Wetterhahn angemalt, die Montage folgt in Kürze. Ist das Projekt damit abgeschlossen? Eigentlich ja. Gut, wir haben Zuwachs bekommen und statt der sechs nun neun neue Hennen im Stall. Dafür reicht leider die Sitzstange nicht. Aktuell liegen also neue Latten zum lackieren bereit und der Austausch des Provisoriums wird vermutlich am Wochenende erfolgen.
Zufrieden
Insgesamt hat es viel Spaß gemacht. Es war eine richtige Herausforderung und ich habe wahnsinnig viel gelernt. Etliche Wochen Bauzeit für das gesamte Konstrukt haben sich gelohnt, der Bereich sieht nun richtig schön aus und mit allen, mit denen ich bisher darüber am Zaun gesprochen habe, haben ganz viele positive Worte übrig gehabt. Das eine oder andere würde ich vielleicht anders machen, ob es besser wäre, kann ich gar nicht sagen. Heute Morgen hat es richtig Spaß gemacht vom Fenster aus zuzuschauen, wie der Rolladen um 05:15 automatisch aufgegangen ist und ich in Ruhe später hingehen konnte, um das Futter zu bringen und den Kot aus dem Kotbrett zu entfernen.
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