Er läuft weiter – Juli 2020

Veröffentlicht von DeHejner am

Die Frau ist weg und ich bin wieder allein. Manchmal ist es schön allein zu sein. Aber es wird auch Zeit, dass ich meine Familie wieder sehe. Heute ist Freitag, der letzte Tag im Juli. Am Dienstag ist Martina mit den Kindern zu Oma Eva und Opa Erich gefahren. Ich durfte arbeiten. Lange arbeiten. Wir nennen dies Program Increment Planning oder kurz #PIP. Alle zwölf Wochen sitzen wir mit mehreren hundert Menschen zusammen, präsentieren, was wir gemacht haben, schauen uns an was wir in den nächsten Wochen machen wollen und richten unsere Entwicklung daraufhin aus. Die Tage sind lang. Bereits Freitag haben wir angefangen mit der System Demo, Montag kamen dann die Visionen und Dienstag bis Mittwoch die eigentliche Planung. Vor Corona haben wir uns alle an einem Ort getroffen, es gab gemeinsame Abendessen und kleine Veranstaltungen. Heute sitzen wir zu Hause und telefonieren. Springen von virtuellem Raum zu virtuellem Raum. Das macht Spaß, es bringt Abwechslung aber es ist furchtbar anstrengend. Deswegen war ich ganz froh, dass ich recht ungestört war. Früh Morgens konnte ich in Ruhe aufstehen, Laufen gehen oder Rad fahren. Das macht den Kopf frei für so einen langen Tag.

Doch springen wir mal an Anfang Juli. Es gab eine große Feier. Meine Eltern hatten Goldene Hochzeit und wir haben mit ein paar Freunden und Verwandten im kleinen Kreis zu Hause im Garten gefeiert. Es gab sehr leckeren Kuchen unter anderem eine grandiose Torte von meiner Nichte, wenn ich gedurft hätte, hätte ich nur einen Esslöffel gebraucht, durfte ich aber nicht. Wir haben zusammen gesessen, das Wetter genossen, viel erzählt und den Abend neben dem Grill ausklingen lassen. Danach haben die Sommerferien begonnen, zum Glück betrifft uns dies nur wenige Wochen. Aber mit Beginn der Ferien beginnt auch die planmäßige Zeit für mein Ultra Marathon Training. Auf dem Fitnesslevel eines Marathonläufers sollte man sein, um den acht Wochen Plan anzugehen. Und sagen wir mal so, ich denke ich bin annähernd dort gewesen. Auf jeden Fall gibt es jetzt unter der Woche zwei Tempoeinheiten, Dienstags Dauerlauf mit gleicher Geschwindigkeit, Donnerstags Intervalle. Mittwoch und Samstag kurze Läufe als Vorbelastung für den langen Lauf am Sonntag. So sind im Juli gut 370 Kilometer auf die Laufsohle gekommen. An manchen freien Tagen bin ich ab und an etwas Rad gefahren, auch nochmal rund 75 Kilometer.

Das mit dem Laufen habe ich meist ganz früh Morgens gemacht, um trotzdem noch früh anfangen können zu arbeiten und dann auch früher Feierabend zu machen. Schließlich muss ich aus den letzten Monaten noch ein paar Überstunden abbauen und das trifft sich aktuell ganz gut. Denn Mittagszeit ist Kinderzeit. Und da wollen wir auch was unternehmen. Denn der Bau des Hühnerstalls ist ja fertig, der Garten soweit auch in Schuss, Tomaten und Zucchini klappt, bleibt genug Zeit für Swimmingpool, Wasserspielplatz, Radtouren oder einfach mal die neuen Hühnchen verwöhnen. Auf dem Wasserspielplatz in Allmendfeld gefällt es den Kindern richtig gut und auch für uns ist es super entspannend mittlerweile. Sie sind dort mit den anderen Kindern so gut beschäftigt, der Platz ist große genug, um aus dem Weg zu gehen und trotzdem zusammen zu spielen. Und die Eltern können wunderbar auf weit genug entfernten Bänken und großen Bäumen chillen. Und wenn man sich dann noch ein wenig davon löst und gelassen zuschauen kann wie seine Kinder sich von oben bis unten mit Kies-Matsch einbauen – traumhaft. Genauso entspannt lief auch unser erster Halb Offener Kaffeenachmittag ab. Wir haben uns zwar mit den Einladungen nur auf zwei Familien begrenzt aber das waren dann trotzdem 13 Personen, die bei uns im Garten und unterm Carport wimmelten, die Erwachsenen mit genug Abstand und die Kinder auf Schaukeln, Trampolin und vor allen Dingen im Hühnerstall. Katharina war so in ihrem Element den großen Kindern die Hühner vorzustellen, zu zeigen, wie man sie fängt, wie man sie hält und wie man sie füttert. Die Namen erklärt und welche wie alt ist, wer der Chef ist und alle haben auf sie gehört. Und Philipp hat dabei unterstützt wo er nur konnte, beim Fangen, beim Treiben und beim Futter beschaffen und geben. Und wir? Wir haben dem Treiben zuschauen dürfen, Kekse, Muffins und Melone gefuttert. Das hat gut getan, war ich doch morgens Laufen gewesen und erst nach 38 Kilometern wieder zu Hause. Erwähnte ich schon, dass ich diese langen Dinger liebe? Gut, mit den 16 Kilometern Vorbelastung sind sie etwas härter als bei einem normalen Marathon Training aber in vier Wochen will ich ja auch 52 Kilometer am Stück schaffen. Realisiert habe ich das übrigens an dem Tag bei Kilometer 31. Da wurde es gerade ein wenig zäh auf der Strecke, denn ich musste wo abbiegen, wo ich sonst Richtung Heim gelaufen wäre und in meinem Kopf kam dann der Gedanke: Nur noch einen Halbmarathon, dann hast du die gesamte Distanz geschafft. Kann ja nicht so schwer sein. Ich hoffe mal, dass die Knochen, Muskeln und die Gesundheit mit macht, denn laut Veranstalter soll der Lauf stattfinden. Welche Bedingungen gelten werden, ist noch unklar, denn am 16. August sollen die neuen Regelungen für Sportveranstaltungen bekannt gegeben werden.

Es ist Freitag Abend. Ich werde gleich den Hühnern Gute Nacht sagen, in einer halben Stunde geht der automatische Rolladen herunter und acht Stunden später wieder auf. Das ist entspannend. Vermutlich bin ich morgen kurz danach dann schon wieder zu Fuß unterwegs, 15 Kilometer EDL im 5:20er Tempo stehen auf dem Plan – 16 Kilometer werden es wieder werden und meist auch etwas schneller, ich kann eben nicht anders. Und dann ist es auch schon bald soweit und meine Familie kommt wieder nach Hause. Den Nachmittag möchte ich mir für sie reservieren.

Gute Nacht.


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