Wings for Life World Run 2020

Veröffentlicht von DeHejner am

77.103 Menschen sind am Sonntag weltweit gleichzeitig losgelaufen. Einer davon war ich. Recht spontan habe ich mich ein paar Tage davor zu dem Lauf angemeldet, eigentlich wollte ich diesmal ja in München starten, aber aus bekannten Gründen war dies nicht möglich. Mit dem Gedanken dort mal mit zu laufen spiele ich ja schon seit 2015. Damals war Darmstadt noch der Austragungsort für Deutschland und Kilometer 56 am Ortseingang von Hähnlein. Ein für mich damals noch unbekannter Florian Flow Neuschwander kam bei echt miesem Wetter hier recht frisch vorbei und irgendwie hat dies etwas in mir geweckt.

Irgendwas war ja immer aber dieses Jahr hat der Zeitpunkt und die innere Einstellung einfach gepasst. Vermutlich auch, weil es vermutlich mein einziges Rennen in diesem Jahr sein könnte. Außerdem passten die von mir geplanten 25 Kilometer schnell und dann ein paar zum Auslaufen bis zu einem 30er ganz gut in das was ich sonst so gerade mache. Ich wollte mich nicht zu sehr stressen und herausfordern, machte mir dennoch Gedanken über die Strecke: Keine Ampeln, keine großen Straßen zu kreuzen, die man nicht gut einsehen kann, nicht zu viele Brücken, wenig Schotter oder Trail, kein dichter Wald. Und so baute ich mir meine Strecke im Kopf aus den bekannten Passagen der Umgebung zusammen. Und am Sonntag morgen war ich dann plötzlich aufgeregt – wie bei einem richtigen Rennen. Um 12:45 Uhr habe ich dann meine Laufschuhe (die treuen Hoka One One Vanquish 3) geschnürt, Martina und die Kinder sind mit mir nach draußen und wir haben gemeinsam auf den virtuellen Startschuss gewartet. Fünf Minuten Zeit mit unserem amtierenden Bürgermeister zu plaudern, der gerade mit seiner Familie die Vorbereitungen für eine Radtour traf. Die ersten 50 Meter wurde ich begleitet von den beiden Stars des #RunningWithTwins Team und dann war ich alleine unterwegs. Gelaufen bin ich nach Gefühl, die ersten 21 Kilometer kein Blick auf die Uhr, die Wings for Life World Run App auf meinem Handy hat genug Radau gemacht und bei jedem Kilometer angefangen zu jubeln, eigentlich hätten mir die Infos zum Catcher Car vollkommen gereicht. Meine gewählte Strecke war bis dahin sehr gut, eine kleine Brücke über die A67 bei Alsbach, in Bickenbach die Unterführung wieder zurück und dann die lange Gerade bis Allmendfeld. Unterwegs habe ich hier Michael getroffen, der mit seinen Kids gerade am Laufen war. Es waren viele Menschen um diese Zeit unterwegs, aber die Wege waren breit genug und ich konnte gut mein Tempo halten. Wie schnell das war wusste ich nicht. Ich fühlte, dass mein Puls etwas höher ist als sonst aber alles in einem Rahmen in dem ich mir vorstellen konnte die 25km zu schaffen. Von Allmendfeld ging es dann in Richtung Maria Einsiedel wo ich mir mit Jakob, einem um die fünf Jahre alten Jungen, ein kleines Rennen lieferte, da er sich auf seinem Rad nicht von mir überholen lassen wollte. Nach gut 500 Metern musste er – auch wegen den Rufen seiner Eltern – dann zurück bleiben und ich konnte kurze Zeit später ohne anzuhalten über die L3112 flitzen. Von dort aus ging es weiter flach an Einsiedel vorbei in den Gernsheimer Wald und durch Langwaden in Richtung Fehlheim. Bäm! Halbmarathon schallte es auf einmal aus dem Handy, nichts besonderes allerdings wagte ich dann mal einen Blick auf die Uhr und die sagte etwas von 1h 39m was ganz nahe an meiner Bestzeit liegt. Jetzt ratterte es im Kopf. Die 25 Kilometer hatte ich mit einer Zeit von etwa 5:05 gerechnet, mit dieser Zwischenzeit lag ich aber eher bei 4:45 und damit etwas über 30 Kilometer. Würde ich noch weiter 10 in diesem Tempo schaffen? Ich musste meinen Futterhaushalt überdenken, geplant waren alle 8 Kilometer ein Müsliriegel. Ich spielte etliche Szenarien im Kopf durch und war dann weitere drei Kilometer später bei der Entscheidung meinen Marshmallow jetzt zu essen und später ggf. noch auf das Notfall Gel umzusteigen. So ging es durch Rodau in Richtung Hähnlein zurück, kurz vorher abgebogen und weiter durchs Feld, um an der Feuerwehrwache die L3112 wieder zu überqueren. Auch wieder ohne anhalten zu müssen. Am Hundeplatz bei Kilometer 29 entschied ich mich dann für die lange Runde in Richtung Heimat, immerhin rechnete ich eigentlich damit in gut ein bis zwei Kilometer vom Catcher Car eingeholt zu werden. Jetzt noch das Gel einwerfen? Nein, bin ja eh gleich fertig. Eine Runde um die Alt Berg (Weilerhügel) und bei Kilometer 32 wieder am Sportplatz angekommen, musste ich dann aber weiter. Immer noch kein Auto in Sicht. Eigentlich wollte ich nicht mehr und reduzierte mein Tempo – später sah ich, dass ich hier immer noch sub 5er Pace gelaufen bin. Die Beine brannten ein wenig und der Kopf sagte die ganze Zeit Bleib stehen! Zumindest der vernünftige Teil im Kopf. Der sture Bock hätte eigentlich noch etwas mehr Tempo gemacht als ich durch die Straßen von Hähnlein rannte und in der App hörte, dass das Auto noch 500 Meter hinter mir wäre. 500 Meter bei 18km/h und ich mit 12km/h – das Rechnen fing wieder an und lenkten von den Schmerzen ein wenig ab. Vorbei an unserem Haus und die Ansage von 250 Metern, ich musste weiter, wäre so gerne einfach stehen geblieben. Schaffe ich die 34 Kilometer? Die Vernunft siegte und ich legte keinen Sprint mehr hin, hätte es aber so gerne. Wieder am Sportplatz angekommen endlich die Erlösung Ich hab dich! Fertig! Jetzt nur noch die 300 Meter nach Hause gehen. Schon merkwürdig so ein Ziel ohne Zieleinlauf, ohne Menschen die applaudieren. So gar keiner. Du stehst einfach im Feld herum und bist fertig. Die Fußgänger schauten ein wenig merkwürdig warum ich plötzlich stehen blieb, ein Selfie machte und wieder zurück ging. Sie hatten glaube ich keine Ahnung was ich gerade hinter mir hatte.

WFLWR 2020 Urkunde
WFLWR 2020 Urkunde

Mit dem Ergebnis mehr als zufrieden kam ich zu Hause an und keiner war da. Martina und die Kinder kamen gut fünf Minuten später von ihrer Fahrradtour zurück und alles war wie immer, nur meine Beine jammerten ein wenig.

An dieser Stelle möchte ich ganze Herzlich Alexandra grüßen, die auch in Hähnlein gestartet ist und einen tollen Lauf hingelegt hat. Aber auch Andrea, die sonst ein paar Meter mehr läuft, Gratulation zu ihrem Ergebnis. Weiterhin Joachim, der zwar etwas unzufrieden war, aber echt gute 17 Kilometer hingelegt hat. Meinen Lauf könnt ihr hier im Detail oder auch hier ansehen.


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